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Michael Poliza war noch nie ein Mann halber Sachen. Das mag vielleicht wie ein Klischee klingen, auf sein Leben ist sicher nicht klischeehaft. Seine gesamte Erfolgsgeschichte markiert das Leben eines Mannes, der sich mit Leib und Seele seinen Projekten verschreibt, sich in die Sache hineinstürzt und schnell als führende Persönlichkeit auf dem von ihm ausgesuchten Gebiet erachtet wird. Beim „Googeln“ seines Namens finden sich wiederholt Verweise auf seine unglaublich erfolgreichen Bücher. Gräbt man noch tiefer, taucht er als bekannte Persönlichkeit in der Geschäftswelt auf – und davor auf dem Bildschirm.
Angesprochen auf seine drei Leben, grinst Michael Poliza nur. Für einen Außenstehenden mögen sie höchst unterschiedlich erscheinen. Näher betrachtet aber verbinden sie ähnliche Themen: Sie sind alle geprägt von seiner verblüffenden Fähigkeit, zu einem frühen Zeitpunkt eine neue Richtung zu erkennen, dieser unbeirrt zu folgen und die Grenzen dessen, was als möglich oder wahrscheinlich erachtet wird, auszuloten. Medien und elektronische Gadgets stellen die gemeinsamen Themen seiner drei Leben dar. Dieser Mann hat das digitale Zeitalter voll gelebt.
Michael Polizas erstes Leben galt dem Fernsehen. Bescheiden erzählt er von den Probeaufnahmen, die nur von ihm gemacht wurden, um seine ältere Schwester zu beeindrucken. Wie immer seine Filmkarriere auch begonnen haben mag, Michael Poliza war offensichtlich sowohl talentiert als auch fleißig: Als Teenager konnte er bereits auf mehr als 100 Fernsehshows und Filme zurückblicken. Sein Bekanntheitsgrad war so hoch, wie es damals für einen deutschen Schauspieler eben möglich war, wobei er während der gesamten Zeit nie die Schule vernachlässigte.
In seinem zweiten Leben war er der Inbegriff eines Geschäftsmannes. Michael Poliza verbrachte einige Zeit als Austauschschüler in den USA und warf dort einen ersten flüchtigen Blick in die sich abzeichnende digitale Zukunft. Zurück in Deutschland bat er, trotz seines jungen Alters, IBM vertreten zu dürfen. Seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus, und er wurde zum Sklaven seines Pagers und den Bedürfnissen seiner Kunden. Dabei baute er sich ein beeindruckendes Unternehmen in der IT-Branche auf.
1997 begann sein drittes Leben, das sich auf die digitalen Medien konzentrierte. Mit dem Verkauf seiner Firmen für ein kleines Vermögen in Aktien wollte er eine Zeit lang ausspannen, sich eine Jacht kaufen und damit um die Welt fahren. Doch dann platzte die Dotcom-Blase, und die Kurse für Aktien des Neuen Marktes stürzten ab. Heute macht sich Michael Poliza darüber lustig, wie die Jacht, die er sich bauen wollte, dadurch von Tag zu Tag kleiner wurde. Aber als ein Mann, der nie aufgibt, schmiedete er einen neuen, großartigen Plan: die Starship Millenium Voyage. Er lud Journalisten und Fotografen ein, ihn während seiner Reise um den Erdball an Bord des Schiffes zu begleiten, um den Zustand der noch unberührten Orte unserer Welt zum Jahrtausendwechsel zu dokumentieren. Sponsoren wie Sony, Microsoft, Deutsche Telekom, Olympus und der WWF unterstützten ihn, und der Verlauf sowie die Ergebnisse der Reise wurden täglich ins Internet gestellt und von Millionen Menschen auf der gesamten Welt verfolgt – eine beispiellose Leistung in dem damals noch jungen digitalen Zeitalter. Der Stern war der wichtigste Medienpartner und veröffentliche zahlreiche Beiträge zu dieser Reise.
So begann Michael Poliza, Erfahrung im publizistischen Bereich zu sammeln, wobei das Buch zur Reise mit mehr als 50.000 Exemplaren schnell zu einem Bestseller wurde. Aufgrund seiner in der IT-Branche liegenden Wurzeln und Leidenschaften hatte er sich bereits mit der digitalen Fotografie befasst, was das Starship-Buch zum ersten Bildband werden ließ, dessen Inhalt zu mehr als der Hälfte aus digitalen Fotos bestand. Nach der Reise verkaufte Michael Poliza das Schiff und war auf dem Weg nach Madagaskar, als er in Kapstadt, der „Mutterstadt“ Südafrikas, einen Zwischenstopp einlegte und prompt sein Herz an die Stadt verlor. Er kaufte sich ein Haus an der Atlantikküste, was er als Ausgangspunkt für seine unzähligen Besuche der Reservate und Nationalparks des südlichen Afrika nutzte. Viele dieser Besuche verdankte er der Freundschaft zu Wilderness Safaris. Er erhielt durch sie freien Zugang zu den Parks, im Gegenzug durften sie seine Bilder verwenden – eine wahrhaft symbiotische Beziehung.
Das wunderbare Werk, das rasch entstand, verlangte danach, dem Rest der Welt gezeigt zu werden, und die Stunde für teNeues war gekommen. Der Verleger Hendrik teNeues erkannte schnell, wie kostbar die Arbeit seines alten Freundes war, und brauchte 2006 AFRICA heraus, das Lob von allen Seiten erhielt. „Poliza hat der Natur- und Landschaftsfotografie eine neue Dimension verliehen“, schwärmte die südafrikanische Zeitung Cape Times im September 2006, der englische Daily Express fand ebenso eindeutige Worte: „Wenn ein Buch es vermag, dem Leser den Atem zu rauben, dann dieses.“ Die Sendung Good Morning America des US-Fernsehsenders ABC kürte es zum besten Bildband des Jahres, und die New York Times gab anerkennend zu: „Dieses Buch wird wahrscheinlich nicht unsere Denkweise über Afrika ändern. Aber es könnte unsere Denkweise über Fotografie ändern.“
EYES OVER AFRICA tat es seinem Vorgänger gleich und erntete genauso großes Lob und großen Erfolg. Es wurde sowohl in Deutschland als auch in den USA zum Buch des Jahres 2008 gekürt. Mit diesem Buch, welches das Ergebnis einer Reise von seinem Geburtsort Hamburg zu seinem neuen Heim in Kapstadt war, unternommen im Hubschrauber seines Freundes Stefan Breuer, betrachtete Michael Poliza den Kontinent aus der Vogelperspektive und präsentierte auf überraschende und eindrucksvolle Weise die Naturlandschaften und die Wirkungen menschlichen Handelns darauf.
Nach der Hitze Afrikas konzentrierte sich Michael Poliza dann auf die kühleren Gegenden der Welt: die Antarktis und das Nordpolargebiet. So entstand der 2009 erschienene berührende und opulente Bildband ANTARCTIC, der das schöne und zerbrechliche Leben am Polarkreis dokumentiert. ANTARCTIC war auch aus einem anderen Grund ein Meilenstein im Leben von Michael Poliza: Es führte seinen Blick weg von Afrika: Nachdem er seine Arbeit in den Polarregionen beendet hatte, verlagerte er seinen Wohnsitz nach Hamburg zurück und eröffnete seine eigene Galerie. Dadurch entstand nicht nur ein neuer Hauptsitz des Unternehmens Michael Poliza Photography, sondern es ergab sich auch die Möglichkeit, alte Freundschaften und Kontakte zu erneuern, und im Dezember 2009 wurde er zum Botschafter des World Wildlife Fund (WWF) ernannt.
Die ganze Zeit über wollte Michael Poliza als nächstes Australien fotografieren, doch irgendwie ließ ihn seine Liebe zum afrikanischen Kontinent nicht los. Nachdem er hautnah miterlebt hatte, wie die Fußballweltmeisterschaft ein Land verändern konnte, mochte er sich die Möglichkeit, die erste Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden zu feiern, nicht entgehen lassen. So wurde rasch ein neuer Plan geschmiedet: zurück nach Südafrika, wenn auch nur für ein paar Monate. Australien würde noch weiter warten müssen. 2010 gab es für ihn nur eins: SÜDAFRIKA.
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